Beim Dogtrekking wird der Hund seinen Bedürfnissen entsprechend ausgelastet, doch geht es nicht nur um die sinnvolle Beschäftigung seines Vierbeiners. Vielmehr steckt eine Sehnsucht dahinter: sich selbst und seinen Hund besser kennen zu lernen, in einem naturbelassenen, einfachen Umfeld, wie es unsere und seine Vorfahren schon vor tausenden von Jahren umgeben und fasziniert hat.
Mit all der Ursprünglichkeit, die unter dem gepflegten Fell lauert, baut uns der Vierbeiner eine Brücke zum elementaren Naturerlebnis. In der Stille der Landschaft verbinden sich Hund und Halter auf ganz neue Weise, hören, riechen, schmecken, atmen, laufen, erleben und staunen gemeinsam. Eine wahrhaft bereichernde Erfahrung, die über alltäglichen Hundesport weit hinaus gehen kann. Dogtrekking ist eine Philosophie: back to the roots!
Wenn man auf einer Tour viele Stunden oder Tage miteinander verbringt, lernt man einander auf ganz neue Weise kennen und verstehen. Man ist auf einander angewiesen, meistert Schwierigkeiten, Engpässe oder Entbehrungen miteinander – kaum etwas schweißt mehr zusammen. Das gilt für Zweibeiner ebenso wie für Vierbeiner. Dabei braucht man zum Dogtrekking nur wenige Voraussetzungen: einen zuverlässigen, gesunden, sozialverträglichen Hund mit gutem Grundgehorsam und guter Kondition, ein bisschen Know-How und eine vernünftige Ausrüstung – und das Abenteuer kann beginnen!
Wie vor jeden Hundesport muss natürlich vorher abgeklopft werden, ob der Hund, der da gerade sportiv eingeplant wird, wirklich geeignet ist und auch Freude an dem ausgewählten Sport findet. Zugegeben, nur wenige Hunde haben etwas dagegen einzuwenden, an der frischen Luft herum zu tollen. So mancher Hund hat allerdings nach ein paar Stunden genug vom Outdoor-Feeling und will in sein weiches Körbchen fallen. Mehrere Tage in der Wildnis zu verbringen und dabei lange Strecken zurückzulegen, ist nicht jederhunds Sache.
Grundsätzlich sollten Sie also die Länge der Strecke und die Geschwindigkeit von Ihrem Hund abhängig machen. Kurzbeinige oder sehr schwere Hunderassen sind meistens nicht das, was man lauffreudig oder ausdauernd nennt. Für das sportive Fernwandern eignen sich am besten Hunde, die ein aufgewecktes Temperament und eine ausgeprägte Bewegungsfreude haben, beispielsweise Hütehunde, Jagdhunde oder auch nordische Hunde. Empfehlenswert ist es, mit Trekking-Hunden ein Anti-Jagd-Training zu absolvieren – beim Dogtrekking wird Euer Hund öfter in große Versuchung geführt werden.
Ausrüstung: Nicht am falschen Ende sparen
Vor dem ultimativen Naturerlebnis steht ein Ausflug in die materialistische Konsumwelt: nur eine hochwertige, sorgsam zusammengestellte Ausrüstung gewährleistet eine reibungslose Tour. Auch puristisch veranlagte Naturfreaks sollten hier nicht am falschen Ende sparen, denn billige Ware kann den Wanderer in der Wildnis teuer zu stehen kommen. Spezialisierte Outdoor-Fachhändler können Euch umfassend beraten. Und keine Sorge: die Erstanschaffung wird vielleicht nicht ganz billig sein, dafür hält eine vernünftige Ausrüstung fast unbegrenzt!
Neben der klassischen Outdoor-Bekleidung für uns Zweibeiner muss natürlich auch der Vierbeiner ausgestattet werden. Je nach Strecke und Empfindlichkeit der Pfoten ist die Anschaffung von Booties, also Hundeschuhen, sinnvoll. Wer das für überkandidelt hält, sollte sich vor Augen halten, dass sogar beim Idatarod Sled Dog Race, dem härtesten Schlittenhunderennen der Welt in Alaska, kaum ein Hund ins Ziel käme, würde er seine Pfoten nicht vor Eis und Schnee schützen. Achtet beim Kauf darauf, dass die Booties gut sitzen und eine griffige Sohle haben. Manche Hunde stehen anfangs gar nicht auf die Schuhe, aber es lohnt sich, sie langsam daran zu gewöhnen.
Leinenziehen ist beim Dogtrekking erwünscht!
Die gute Nachricht für alle Hunde, die das mit der durchhängenden Leine immer für überbewertet gehalten haben: Beim Dogtrekking ist das Ziehen an der Leine durchaus erwünscht, denn so kommt man besser voran. Damit Hund und Halter erfolgreich an einem Strang ziehen können, ist auch hier die entsprechende Ausstattung gefragt: Statt Halsband ist ein Geschirr beim Dogtrekking angebracht. So entfällt auch das Risiko, dass sich der Hund im Dickicht irgendwo fest haken und am Hals verletzen oder gar strangulieren kann.
Für den Zweibeiner ist es praktisch, sich einen Bauchgurt anzulegen, an dem die Leine befestigt wird – so bleiben beide Hände frei. Ein Ruckdämpfer macht die ganze Angelenheit deutlich bequemer. Tipp: Wenn Ihr Angst habt, dass Euer vormals perfekt leinenführiger Hund Euch später auch beim Gassi gehen durch die Lande schleift, bringt ihm am Besten bei, dass Ziehen an der Leine nur mit Geschirr und Bauchgurt gestattet ist.
Dogtrekking: Wanderausrüstung darf nicht fehlen
Natürlich darf auch die übliche Wanderausrüstung nicht fehlen: ein Kompass schlägt das moderne GPS in Sachen Zuverlässigkeit immer noch um Längen, und ohne Kartenmaterial läuft ohnehin nichts. Ein multifunktionales Taschenmesser, ein Feuerzeug und ein Handy sollten sich auch im Rucksack befinden. Wenn Ihr einen starken, belastbaren Hund habt, könnt Ihr kleine Packtaschen an seinem Geschirr befestigen und ihn einen Teil des Gepäcks tragen lassen.
Ein Erste-Hilfe-Set für Euch und Euren Hund solltet Ihr auch auf jeden Fall mit einpacken – Zeckenzange inklusive! Vorräte an Nahrungsmitteln und Wasser müssen auch für Zwei reichen. Eine Stirn- oder Taschenlampe dabei zu haben, beruhigt ungemein, wenn man doch einmal von der hereinbrechenden Dunkelheit überrascht wird.
Wer erst einmal ausprobieren möchte, ob er sich vom Ruf der Wildnis angesprochen fühlt, beginnt am Besten mit einigen gut geplanten Halbtages- oder Tagestouren in einigermaßen bekanntem Gelände. Keine Sorge, um sich auf deutschem Boden ernsthaft zu verlaufen, bedarf es schon einiges: die Handy-Funklöcher werden immer weniger, und im Zweifelsfall geht man einfach stur geradeaus, bis man die nächste Siedlung erreicht.
Passionierte Dogtrekker wandern in ganz Europa
Wer einmal Blut geleckt hat, wird aber schon bald die echte Wildnis suchen. Spätestens jetzt ist es notwendig, den richtigen Umgang mit Karte und Kompass zu lernen und sich und den Hund körperlich richtig fit zu machen. Mehrtägiges Fernwandern ist nichts für Couchpotatoes, immerhin gehen die Routen über 40 bis 120 Kilometer. Passionierte Dogtrekker wandern überall in Europa, bevorzugt werden dabei einsame und ursprüngliche Strecken beispielsweise in Osteuropa. Tschechien, Rumänien, Polen, aber auch Österreich oder Italien bieten ideale landschaftliche Voraussetzungen für das Dogtrekking.
Spezielle Reiseanbieter organisieren Gruppenwanderungen für Hundehalter in landschaftlich besonders reizvollen Gegenden in Deutschland oder dem Ausland unter fachkundiger Führung. Hier können sich interessierte Hundehalter beraten lassen. Solche Touren gehen meist über mehrere Tage, übernachtet wird wahlweise in Pensionen, Hütten, im Zelt oder auch auf der Iso-Matte am Feuer – je nachdem, welcher Grad an Abenteuer gewünscht ist. Auf eigene Faust durch die echte Wildnis zu ziehen sollte nur wagen, wer bereits ausreichend Erfahrung hat – dafür bietet die Zweisamkeit in der ursprünglichen Natur wieder ganz neue Highlights!
Abgesehen vom Breitensport ist Dogtrekking auch eine Turniersportart: Europaweit werden bereits Events organisiert, bei denen sich die Profis messen können. Hier werden Zeiten und Wegstrecken genau gemessen. Und nicht nur gewandert wird mit Hund: Auch vor Skier, Fahrräder oder Roller lassen sich die Vierbeiner spannen. Darüber hinaus werden Langstrecken-Trails wettbewerbsmäßig organisiert – sozusagen das Military-Event für Hundehalter.
Doch auch fernab vom Leistungssport ist das Dogtrekking eine ganz neue Perspektive für Hund und Halter. Also: Spitzt die Öhrchen und schaut in die Hunde-Augen. Hört Ihr es auch? Dann nichts wie weg vom Computer und ab in die Pampa, bevor die Wildnis noch heiser wird!